Allergien sind weltweit auf dem Vormarsch. In Europa leiden 25% aller Menschen an einer Allergie der Atemwege, mit Symptomen wie Rhinitis (Heuschnupfen) und/oder Konjunktivitis (Bindehautentzündung).
Obwohl die Erkrankung zu einer deutlichen Verringerung der Lebensqualität und beruflichen Leistungsfähigkeit führen kann, wird sie häufig noch als Bagatellerkrankung wahrgenommen.
Dabei handelt es sich bei diesen Allergien um eine ernstzunehmende Erkrankung, aus der sich im ungünstigsten Fall ein allergisches Asthma entwickeln kann.
Häufig erhalten die Betroffenen nur Medikamente, die kurzfristig die Symptome der Allergie lindern. So lässt sich jedoch nicht verhindern, dass die gleichen Beschwerden im nächsten Jahr wieder auftreten und häufig sogar schlimmer werden. Es ist aber auch möglich, direkt an der Ursache der Allergie anzusetzen.
Bei der spezifischen Immuntherapie werden Patienten, ähnlich wie bei einer Impfung, mit den Stoffen behandelt, die die allergische Reaktion auslösen. Bereits nach dem ersten Therapiejahr zeigt sich ein deutlicher Effekt, der in den folgenden Therapiejahren weiter gesteigert werden kann.
Derzeit erhalten allerdings nur 5% der Heuschnupfenpatienten und 7% der Asthmatiker eine solche Therapie.
Eine Allergie ist eine übersteigerte Abwehrreaktion des Organismus auf bestimmte körperfremde Stoffe, die sogenannten Allergene. Dabei handelt es sich um eigentlich harmlose Substanzen, die in unserer Umgebung weit verbreitet sind, wie Blütenpollen, Hausstaubmilben und deren Kot, Tierhaare, Schimmelpilze oder auch Nahrungsmittel.
Die meisten von uns spüren überhaupt nichts, wenn sie damit in Berührung kommen. Bei einem Allergiker aber sieht das Immunsystem rot: Es reagiert auf den Allergenkontakt mit unnötigen und krankmachenden Abwehrmaßnahmen.
Die häufigste allergische Erkrankung ist der Heuschnupfen, der überwiegend durch die Pollen von Gräsern, Getreide, Bäumen oder Kräutern hervorgerufen wird. Bei ganzjährigen Beschwerden können Allergene wie Hausstaubmilben, Tierepithelien oder Schimmelpilze die Ursache sein. Wird der allergische Schnupfen nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann es zu einem „Etagenwechsel“ von der Nase in die tieferen Atemwege kommen – ein allergisches Asthma ist die Folge. Außerdem ist das Risiko groß, dass sich weitere Allergien entwickeln. Auch an anderen Organen kann sich eine Allergie zeigen, beispielsweise an der Haut oder am Verdauungssystem.
Juckende und laufende Nase, Niesreiz mit zum Teil heftigen Niesanfällen, verstopfte Nase durch Schleimhautschwellung: Diese erkältungsähnlichen Beschwerden deuten auf eine allergische Rhinitis (Entzündung der Nasenschleimhaut) hin.
Häufig tritt auch eine allergische Konjunktivitis (Bindehautentzündung) auf: Die Augen sind gerötet, jucken, brennen und tränen. Von allergischer Rhinokonjunktivitis spricht man, wenn sowohl die Nase als auch die Augen betroffen sind.
Engegefühl in der Brust mit Atemnot, pfeifenden Atemgeräuschen und Husten sind Hinweise auf ein allergisches Asthma.
Beim Pollenallergiker machen sich die Symptome jedes Jahr um die gleiche Zeit bemerkbar, wenn die auslösenden Blütenpollen wieder in der Luft herumschwirren („Pollensaison“): Der Heuschnupfen „blüht“!
Wer dagegen eine Milben-, Tier- oder Schimmelpilzallergie hat, muss das ganze Jahr über bei entsprechendem Allergenkontakt mit Beschwerden rechnen.
Bei Verdacht auf eine allergische Erkrankung sollten Sie einen Allergie-Spezialisten aufsuchen. Der allergologisch geschulte Facharzt verfügt über die notwendige Ausbildung und Erfahrung, die für Diagnostik und Therapie allergischer Erkrankungen erforderlich sind. Der Erfolg einer Allergiebehandlung hängt entscheidend von einer detaillierten Diagnose ab.
Erster Schritt ist die sorgfältige Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese). Der Arzt wird erfragen, welche Beschwerden Sie haben, wie stark sie sind, wann sie zum ersten Mal aufgetreten sind, ob Sie nur in bestimmten Jahreszeiten oder das ganze Jahr über damit zu tun haben, in welchen Situationen die Symptome stärker oder schwächer werden. So bekommt er wichtige Hinweise auf die Art der Allergie und den/die möglichen Auslöser.
Die Krankengeschichte hat dem Arzt wichtige Hinweise gegeben, welche Allergene für Ihre Symptome verantwortlich sein könnten. Mit Hauttests versucht er dann, die Allergie-Auslöser zu enttarnen. Am gebräuchlichsten ist der sogenannte Hautpricktest. Dafür werden auf die Unterseite des Arms verschiedene Allergenlösungen getropft und anschließend die Haut durch den Tropfen hindurch mit einer kleinen Nadel leicht angepiekst. Schon nach etwa 20 Minuten lässt sich ablesen, welche Allergene Verursacher Ihrer Beschwerden sein können. Wenn Sie sensibilisiert sind, also überempfindlich auf eine der aufgetragenen Substanzen reagieren, kommt es an der Teststelle zu Rötung und Quaddelbildung – ähnlich wie bei einem Mückenstich.
Zur Bestätigung der Hauttestergebnisse kann ergänzend eine Provokationstestung durchgeführt werden. Das entsprechende Allergen wird direkt an den Ort des Geschehens gebracht, bei Heuschnupfen beispielsweise in die Nase gesprüht (nasale Provokation). Wer darauf allergisch ist, reagiert mit den typischen Symptomen, sprich laufende Nase, Niesreiz, tränende Augen usw.
Auch eine Blutuntersuchung im Labor (in vitro = im Reagenzglas) kann hilfreich sein. Der Nachweis allergenspezifischer Antikörper zeigt, dass eine Überempfindlichkeit (Sensibilisierung) gegen ein bestimmtes Allergen besteht. Während Haut- und Provokationstests bei hochgradiger Allergie zu starken Reaktionen führen können, belastet die In-vitro-Diagnostik den Allergiker nicht. Auch zur Verlaufskontrolle bei allergischen Erkrankungen lässt sich die Bestimmung allergenspezifischer Antikörper nutzen.
Zur Behandlung Ihrer Allergie gibt es drei Möglichkeiten: Allergenkarenz, antiallergische Medikamente und spezifische Immuntherapie. Häufig wird man die verschiedenen Behandlungsmethoden kombinieren, um die Beschwerden möglichst rasch und effektiv in den Griff zu bekommen.
Am besten wäre es, jeden Kontakt mit den für die Beschwerden verantwortlichen Allergenen zu meiden. Eine solche Allergenkarenz ist aber im täglichen Leben meist nur schwer machbar.
Wer eine Hummerallergie hat, kann natürlich in Zukunft einfach auf den Hummer verzichten. Auch für den geliebten Kater, auf den die Tochter allergisch reagiert, findet sich vielleicht ein anderes Plätzchen. Doch damit ist es oft nicht getan, denn Katzenallergene sind beispielsweise auch in Schulen und öffentlichen Verkehrsmitteln weit verbreitet.
Für den Pollenallergiker ist es nahezu unmöglich, dem Allergenkontakt während des Pollenflugs zu entgehen. Allerdings gibt es einige Strategien, um die Pollenbelastung wenigstens zu verringern.
Für Milbenallergiker lohnt es sich, das häusliche Umfeld zu sanieren, also die Milben und ihre allergenen Ausscheidungen so weit wie möglich zu beseitigen. Generell sollte man ein milbenfeindliches Klima schaffen, besonders in Schlafräumen häufig lüften und auf Luftbefeuchter verzichten. Im Bett ist die größte Menge an Hausstaubmilben-Allergenen zu finden. Wichtigste Sofortmaßnahme für Milbenallergiker ist daher das Umhüllen von Matratze, Bettdecke und Kissen mit Spezialbezügen, den sogenannten Encasings (z. B. ALLERGOCOVER ®).
Bei allergischen Erkrankungen kommt je nach Lokalisation, Form und Ausmaß der Beschwerden der Einsatz von Medikamenten wie Antihistaminika und/oder Kortikoiden infrage. Als akute Sofortmaßnahme können sie die lästigen Symptome von Heuschnupfen & Co. zwar kurzfristig lindern oder vielleicht auch ganz unterdrücken – allerdings nur für die Dauer der Anwendung. Danach flammen die Beschwerden mit Triefnase und tränenden Augen wieder auf.
Die spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung oder Allergieimpfung genannt, nimmt als einzige Behandlungsmethode Einfluss auf das veränderte Immunsystem, setzt also an der Ursache des allergischen Schnupfens bzw. des allergischen Asthmas an. Ziel der Behandlung ist es, eine langfristige Toleranz gegenüber den Allergenen aufzubauen und so die Symptome dauerhaft zu unterbinden. Durch regelmäßige Verabreichung der allergieauslösenden Stoffe in kleiner, langsam steigender Dosis lernt das Immunsystem, wieder normal auf das Allergen zu reagieren. Die Behandlung in Form von Spritzen, Tropfen oder Tabletten erstreckt sich in der Regel über drei Jahre.
Mit der spezifischen Immuntherapie ist langfristig eine wesentliche Besserung oder sogar ein Verschwinden der allergischen Symptome möglich. Der Bedarf an Medikamenten geht zurück. Diese Therapie kann auch den natürlichen Verlauf allergischer Erkrankungen beeinflussen und das Auftreten weiterer Allergien sowie die Entwicklung eines Asthmas beim allergischen Schnupfen („Etagenwechsel“) verhindern. Die Erfolgsaussichten sind am größten, wenn der Patient nur auf wenige Allergene überempfindlich reagiert. Je früher die spezifische Immuntherapie im Krankheitsverlauf eingesetzt wird, desto größer ist die Chance, die Allergie ganz zu heilen.
Bei der subkutanen Immuntherapie werden die krankmachenden Allergene zu festgelegten Zeitpunkten in ansteigender Menge unter die Haut (= subkutan) des Oberarms gespritzt. Die Therapie beginnt mit einer sehr kleinen Dosis, die dann schrittweise gesteigert wird. Zunächst erhält der Patient meist einmal pro Woche eine Spritze, später in größeren Abständen alle vier bis acht Wochen.
Durch den Einsatz sogenannter Allergoide kann die Zahl der Spritzen von ca. 20 auf sieben Injektionen pro Jahr reduziert werden. Allergoide sind modifizierte Allergene, die besser verträglich sind als die natürlichen Allergene selbst. Das erlaubt eine höhere Dosierung und eine raschere Dosissteigerung. So kann sich das Immunsystem schneller an die Allergene gewöhnen, und die Symptome nehmen ab.
Schon im ersten Jahr der Behandlung ist mit einem deutlichen Rückgang der Beschwerden zu rechnen. Es lohnt sich, die subkutane Immuntherapie drei Jahre lang durchzuhalten, denn der Behandlungserfolg nimmt im zweiten und dritten Jahr weiter zu.
Das heißt: Die Beschwerden werden immer geringer, verschwinden vielleicht sogar ganz – und Sie müssen deutlich weniger symptomatisch wirkende Medikamente einnehmen. Studien konnten einen Langzeiteffekt der subkutanen Immuntherapie nach Beendigung der dreijährigen Spritzenphase über bis zu zwölf Jahre zeigen.